Das Werk "Al-Muqaddima" von Ibn Ḫaldūn
Al-Muqaddima ist die Einleitung zum Hauptwerk Kitāb al-‘ibar von Ibn Ḫaldūn (Ibn Haldun), in dem er sich mit der Geschichte der Araber und den Berbern befasst.
Al-Muqaddima enthält methodische Vorbemerkungen und allgemeine Regeln von soziologischen Phänomenen. Er schrieb sie zwischen den Jahren 1375 und 1378, wobei er bis zu seinem Tod die Arbeit ständig überarbeitet und korrigiert hat.
Er versuchte mit dieser Arbeit auch eine neue Wissenschaft zu etablieren. Er selbst meinte dazu: „Es ist dies gleichsam eine in sich selbständige Wissenschaft, denn sie hat ein Objekt, und das ist die menschliche Kultur und die menschliche Gesellung; sie hat Frage(stellungen), und sie erklärt die Zustände, die mit dem Wesen (dieser Kultur) zusammenhängen, einen nach dem anderen. So ist es mit jeder Wissenschaft, die sich auf eine Autorität oder den Verstand gründet. Wisse, daß die Abhandlung über dieses Objekt ganz neu erschaffen, von unbekannter Art und von sehr großem Nutzen ist [...]“ (Ibn Chaldun. (1951). Ausgewählte Abschnitte aus der muqaddima. (Aus dem Arabischen von Annemarie Schimmel, Übers.) Tübingen: J.S.B. Mohr (Paul Siebeck), S. 11f)
Die Einleitung des siebenbändigen Kitāb al-‘ibar, welche er als al-Muqaddima bezeichnet, besteht aus einer methodologischen Vorrede und sechs Teilen. Der erste Teil beinhaltet wiederum fünf Prologe. Man kann die al-Muqaddima durchaus mit einem Lehrbuch vergleichen. Am Anfang begründet er die neue Wissenschaft, folgt dann streng dessen Regeln, bestimmt auf diese Weise was Geschichte ist und nach welchen Methoden sie erforscht werden soll (siehe ʿUmrān-Wissenschaft, Umran). Bei dieser Geschichtswissenschaft geht es darum, die Natur der Dinge zu kennen, Zusammenhänge zu erkennen, Beobachtungen zu begründen, Verschiedenheiten und Übereinstimmungen durch Vergleich aufzuzeigen und schließlich Ursachen zu erforschen.
Die sechs Kapitel der al-Muqaddima gliedern sich wie folgt: Das erste Kapitel enthält Aussagen über die allgemeinen Grundlagen der menschlichen Zivilisation, sowie über die Geographie der damals bekannten Welt. Das zweite Kapitel befasst sich mit Ibn Ḫaldūn’s Betrachtung über die auf einfachem, nomadisch-ländlichem, und auf Ackerbau und Viehzucht spezialisierten Lebensweise beruhendem. Kapitel drei befasst sich über die Grundlagen politischer Macht (unter Berücksichtigung des Kalifats als besondere Herrschaftsform im Islam) sowie über die Ursachen, die zur Entstehung von Dynastien und Reichen und zum damit verbundenen Übergang von der „niederen“ zur höherentwickelten, sesshaft-städtischen Lebensweise führen. Kapitel vier beschäftigt sich über die sesshaft-städtische, vornehmlich auf Handel und Gewerbe beruhende Lebensweise. Das vorletzte Kapitel befasst sich mit der Vielzahl der damaligen Gewerbe und das letzte und sechste Kapitel handelt schließlich über die verschiedenen, an die städtische Kultur gebundenen Wissenschaften und Künste.
Was das Thema dieser Arbeit betrifft so kann man hauptsächlich im sechsten Kapitel der al-Muqaddima viele Anhaltspunkte herauslesen.
In diesem Kapitel geht es um „einleitende und anschließende Bemerkungen zu den verschiedenen Arten von Wissenschaften, zu den Methoden und übrigen Aspekten der Unterweisung sowie zu all den Dingen, die hiermit im Zusammenhang stehen“ (Ibn Khaldūn. (1992). Buch der Beispiele. Die Einführung. al-muqaddima. (Bde. Übersetzung, Auswahl, Vorbemerkungen und Anmerkungen von Mathias Pätzold). Leipzig: Reclam-Verlag, S. 312).
Einige Überschriften der relevanten Abschnitte in diesem Kapitel:
- 1. Abschnitt: Wissen und Unterweisung sind in der menschlichen Kultur.
- 2. Abschnitt: Die Wissensvermittlung zählt zu den Gewerben
- 4. Abschnitt: Die verschiedenen Wissenschaften, die es in der (muslimischen) Zivilisation dieser Zeit gibt
- 5. Abschnitt: Die Koranwissenschaften der Koranexegese und der Koranrezitation
- 6. Abschnitt: Die Hadith-Wissenschaften
- 9. Abschnitt: Die Grundlagen der Rechtswissenschaft und die zu ihr gehörende Dialektik und die kontroversen Fragen
- 13. Abschnitt: Die verschiedenen rationalen Wissenschaften
- 27. Abschnitt: Eine (zu) große Menge an Fachbüchern über wissenschaftliche Themen ist bei der geistigen Aneignung (eines Wissensgebietes) hinderlich
- 28. Abschnitt: Eine (zu) große Menge an wissenschaftlichen Kompilationen gereicht der wissenschaftlichen Lehre zum Schaden
- 29. Abschnitt: Wie man die Wissenschaften in der richtigen Weise vermittelt und Nutzen daraus zieht
- 31. Abschnitt: Das Schulwesen. Die unterschiedlichen Lehrmethoden in den großen islamischen Städten
- 32. Abschnitt: Härte gegenüber den Studenten gereicht diesen zum Schaden
- 33. Abschnitt: Reisen, um Kenntnisse zu erwerben und den anerkannten Professoren zu begegnen, vervollkommnet die Ausbildung erheblich
- 36. Abschnitt: Die Wissenschaften der arabischen Sprache
Literaturhinweis:
Erkan Erdemir (2014). Vergleich der Bildungsansichten von Ibn Haldun und Wilhelm von Humboldt (Masterarbeit). München: GRIN Verlag GmbH